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FELIX GRAF VON LUCKNER

 
     
  (1881 -1966)

Allen lieben Landsleuten rief ich immer wieder zu: Kiekt in die Sünn un nich in Musloch, wo’s so düster is. Nehmt euch meine Jungs zum Beispiel. Als ihre Heimat auf dem Korallenriff zerschmettert wurde, eins ließ sich nicht zum Wrack schlagen: Ihr alter deutscher Geist und Mut. Wenn auch die paar Planken im Großen Ozean vernichtet wurden und uns diese Heimat bis zum Hals im Wasser stand und keine Hilfe ringsum zu erwarten schien, so war doch der letzte Ruf aus unserm »Seeadler« einstimmig von vorn bis hinten: »De Eikbom, de steit noch!«

Worte eines der erfolgreichsten und volkstümlichsten Seehelden des Handels-W^’ krieges, der als tollkühner »Seeteufel« in die Geschichte eingegangen ist und mit seinem Dreimastvollschiff »Seeadler« das letzte unter Segeln fahrende Kriegsschiffkommandiert hat: Felix Graf von Luckner.

Am 9. Juni 1881 kommt er in Dresden zur Welt. August der Starke zählt zu seinen Ahnen, und an Körperkraft wird der Seeteufel seinem legendären Vorfahren kaum nachstehen: Mühelos verbiegt Graf Luckner vor staunendem Publikum Münzen mit den Fingern oder zerreißt oberarmdicke Telefonbücher in einem Zuge. Ein anderer Ahn - Seeteufels Urgroßvater - ist Nikolaus Graf Luckner aus Cham in der Oberpfalz, den ein ungewöhnliches Schicksal zum General des revolutionären Frankreich bestimmt (seiner Tollkühnheit zu Ehren entsteht die »Marseillaise«) und der schließlich auf Geheiß Robespierres auf die Guillotine muß, weil er gezögert hat, die französischen Truppen zum Überfall auf Deutschland über den Rhein zu führen.

Als 13j ähriger buchst Felix Graf Luckner von daheim aus und mustert unter falschem Namen auf einem Russenschiff in Hamburg an. Er führt ein bizarres Abenteurerleben auf den Sieben Meeren, wobei er es unter anderem kurzfristig zum Assistenten eines Leuchtturmwärters in Australien bringt.

1895 tritt er in die Dienste der deutschen Handelsmarine, 1912 wird er Seeoffizier der Kaiserlichen Flotte. Die Skagerrakschlacht ficht er an Bord der »Kronprinz« mit, danach übernimmt er das Kommando auf dem Hilfskreuzer »Möwe«.

Nun kommt der deutsche Admiralstab auf die Idee, einen als alten Segler getarnten Hilfskreuzer auf weltweite Kaperfahrt zu schicken. Luckner erhält als Kapitänleutnant das Kommando dieses Schiffes mit Namen »Seeadler«, das am 21. Dezember 1916 in See sticht.

Als holzfahrender Norweger getarnt, überlistet Luckner mit seiner Mannschaft fünf Tage später zwischen Island und den Faröern die Engländer, die ihm auf norwegisch »Gute Fahrt« wünschen.

Nun ist der Seeteufel in seinem Element: Die Fahrt geht über den Nord- und Südatlantik um das Kap Hoorn in den Stillen Ozean. Bis Juli 1917 kapert SMS Seeadler vierzehn feindliche Schiffe. Rund 86 000 Tonnen Schiffsraum gehen auf diese Weise der Entente verloren. Wobei es für Graf Luckner selbstverständlich ist, das Leben anderer Menschen nicht mutwillig und sinnlos zu opfern. Kein Besatzungsmitglied der von ihm aufgebrachten Feindschiffe kommt um. Und trotz der gefahrvollen Aktionen gibt es auch unter den Männern des Seeteufels keine Gefallenen.

Im August 1917 läuft die »Seeadler« im südlichen Stillen Ozean auf ein Riff. Luckner und seine Kameraden geraten in Gefangenschaft. Doch auch dort kann der Seeteufel das Kapern nicht lassen. Mit dem Motorboot des neuseeländischen Lagerkommandanten gelingt ihm die Flucht, bis er erneut vom Feind überwältigt wird.

Im Juli 1919 kommt Graf Luckner heim in sein geliebtes deutsches Vaterland. Er übernimmt das Kommando des Segelschulschiffes »Niobe« und scheidet im Mai 1922 aus dem Dienst der Reichsmarine aus.

Nun geht der Seeteufel - in seinen eigenen Worten - auf »Kaperfahrt nach Herzen«. In aller Welt, besonders aber in Amerika, stemmt er sich der antideutschen Hetze in zahllosen Vorträgen entgegen. Auch nach 1945 wirbt er im Ausland um Sympathien für Deutschland.

Der Seeteufel stirbt am 13. April 1966 im schwedischen Malmö; sein Grab aber befindet sich in Hamburg, wo alles begann.
 
 

 

 

 
 
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