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JOHANN MICHAEL VON OBENTRAUT

 
     
  (1574 -1625)

Im entscheidenden Augenblick sprengt Obentraut, der seinen Soldaten die Mahnung zugerufen hat, nicht zu weichen, bis sie bei den Feinden das Schwarze und Weiße in den Augen unterscheiden könnten, dem verwundeten Herzog Friedrich von Sachsen-Altenburg zu Hilfe herbei und erhält selber einen Schuß durch den Leib. Er fällt »hart getroffen« aus dem Sattel. Obentraut wird, tödlich verwundet, auf der Erde Hegend, von den Feinden aufgefunden und in die Kutsche des ligistischen Generals Graf Johann Jacob von Anhalt getragen, A des Eroberers der Stadt Wiedenbrück; | in dem Wagen gibt er nach einer halben Stunde seinen Geist auf. Seine letzten Worte richtet er an Tilly, der inzwischen herangeritten ist, um dem tapferen sterbenden Gegner, dessen Wunden er sorgfältig verbinden läßt, seine Achtung zu bezeugen: »In solchen Gärten pflückt man solche Rosen«, sagt Obentraut. »Das sind die Früchte der Ehre, welche Leute von unserem Stande einernten; ich beklage meinen Tod nicht, weil ich meiner Partei treu sterbe.«

So wird die letzte Stunde im Leben eines der tapfersten Reiterführer deutscher Geschichte überliefert. Aus Verdruß über den von ihm unermüdlich geführten Kleinkrieg ist ihm von Spaniern, Italienern und anderen Ausländern der Name »Teutscher Michel« gegeben worden, berichten alte Chroniken. Unter den Dänen, die in seiner Truppe mitkämpfen, ist er »de dütske Michel«.

Johann Michael von Obentraut, der die später zum Spottnamen degenerierte Bezeichnung »deutscher Michel« als Ehrentitel getragen hat, wird im Jahre 1574 auf der Stromburg bei Stromberg im Hunsrück als Sproß eines reichsfreien rheinischen Adelsgeschlechts geboren. Sein Vater dient als kurpfälzischer Rat und Amtmann.

Nach einigen Semestern Studium in Heidelberg vertauscht Obentraut Pandekten und Feder mit dem Schwert und zieht zunächst mit den von Tilly - seinem späteren großen Widerpart - befehligten Kaiserlichen nach Ungarn gegen die Türken. Hierbei und auch unter dem »tollen Christian« im Kampf gegen den spanischen Feldherrn Cordoba in den Niederlanden zeichnet er sich durch besonderen Schneid aus.

Nach Ausbruch des 30jährigen Krieges wechselt Obentraut als Protestant von den Kaiserlichen zu den Truppen der evangelischen Mächte. Mit unerschrockenem Mute ficht der Teutsche Michel für die Evangelische Union in zahlreichen Schlachten. Die Dänen befördern ihn zum Generalleutnant.

Schon bald erwirbt sich Obentraut den Ruf eines Helden, der nicht nur feindlichen Plünderern und Marodeuren eins drauf gibt, sondern auch auf ritterlichen Kampf seiner Männer hält. Seine Bravourstücke erregen Aufmerksamkeit: So nimmt er 1620 bei Worms in einem kühnen Handstreich den Prinzen von Epinay gefangen oder schnappt sich bei Oggersheim vier Domherren aus Speyer und knöpft ihnen 120 000 Taler ab, über deren Herkunft die windigen Herrschaften in Schwarz keine rechte Auskunft zu geben wissen. Am Bensheimer Paß gelingt es dem Teutschen Michel beinahe, den Feldherrn der katholischen Ligisten, Tilly, gefangenzunehmen. Nur um Haaresbreite entgeht der Generalissimus dem Zugriff seines einstigen Reiteroffiziers.

Am 2. September 1625 entscheidet der Teutsche Michel an der Spitze von 8000 Reitern den Kampf um Nienburg. Sein Nimbus läßt die feindlichen Reihen wanken: Allein vor Hagenau im Elsaß verlassen an einem einzigen Tage sechs Reiterkompanien geschlossen den kaiserlichen Sold und schließen sich dem Obentraut an.

Am 4. November des Jahres 1625 kommt es schließlich zum Gefecht von Seelze im Niedersächsischen, in dem der Teutsche Michel den Heldentod findet. Doch noch im Sterben hat er Tilly den Sieg entwunden. Denn der tapfere Widerstand Obentrauts und seiner 700 Reiter - manches Mal verglichen mit dem Opfer der 300 Streiter des Leonidas an den Thermopylen - hat entscheidend geholfen, Hannover gegen die Katholische Liga zu sichern.

In Seelze erinnert ein Denkmal in Pyramidenform an einen der Tapfersten des deutschen Volkes, dessen Schicksal es war, in der Zeit furchtbarsten Bruderkrieges zu wirken. Sein Schwert und die Sporen werden in der Johanniskirche in der Neustadt Hannovers aufbewahrt.

In den Feldlagern aber hat man nach dem Tode des Teutschen Michel gesungen: »Obentraut, du starker Held,/ du bist begraben im Seelzer Feld./ Mit einem Stiefel und einem Spor’n/ hat Obentraut sein Leben verlor’n.«
 
 

 

 

 
 
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