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MARIE CURIE

 
     
  MARIE CURIE und die Radioaktivität. Lebensdaten: 1867 - 1934. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Pierre isolierte Marie Curie 1898 aus dem Mineral Pechblende zwei neue Elemente, die sie Radium und Polonium taufte. Sie erkannte, daß ihre ungewöhnlichen Eigenschaften - sie leuchteten und durchdrangen andere Stoffe - nicht von chemischen Prozessen, sondern von atomaren Reaktionen herrührten. Diese Entdeckung, die die Grundlage für die Theorie des radioaktiven Zerfalls bildete, fiel mit den neuen Erkenntnissen zu den Atomen und dem Elektromagnetismus zusammen - das Elektron war nur einige Jahre früher entdeckt worden - und war von folgenreicher Bedeutung für die Atomphysik. Madame Curie war, um Abraham Pais zu zitieren, »eine getriebene, wahrscheinlich besessene Persönlichkeit, die als wichtigste Initiatorin der Radiochemie in Erinnerung bleiben sollte.« Marie Curie wurde als Marya Skiodowska am 7. November 1867 in Warschau geboren. Sie war das jüngste der fünf Kinder von Wladyslaw und Bronislawa Ski Skiodowski. Ihr Vater, der einem im Niedergang begriffenen Adelsgeschlecht entstammte, war Physiklehrer, ihre Mutter Vorsteherin einer Pension; sie starb an Tuberkulose, als Marie zehn Jahre alt war. Marie Curies Ausbildung weist bereits auf ihre Entschlossenheit hin, sich über alle Widerstände hinwegzusetzen. Polen gehörte damals dem russischen Reich an, das die polnische Kultur zu unterdrücken versuchte. Am Gymnasium war sie einer Reihe von. Anfeindungen ausgesetzt, und obwohl ihre schulischen Leistungen ausgezeichnet waren, wurde ihr das Studium verweigert. Nach Beendigung ihrer Gymnasialausbildung (1883) schloß sie sich daher der subversiven, im Verborgenen operierenden und feministisch geprägten »Wanderuniversität« an. 1886, im Alter von achtzehn Jahren, begann sie - Teil einer Übereinkunft mit ihrer Schwester Bronia, um die Ausbildung in Paris fortsetzen zu können - als Gouvernante zu arbeiten. 1891 siedelte sie schließlich nach Frankreich über und immatrikulierte sich an der Universität Paris. Sie war die erste Frau, die an der Sorbonne einen Studienabschluß in Physik erlangte (1893 mit summa cum laude), ein Jahr darauf beendete sie auch das Mathematikstudium. Gegenüber anderen Studenten war sie eher zurückhaltend, erregte aber dennoch deren Aufmerksamkeit. Als ein von ihr nicht erhörter Liebhaber Laudanum schluckte, um ihre seine Zuneigung zu beweisen, bemerkte sie nur trocken, daß er seine Prioritäten wohl falsch gesetzt habe. Ursprünglich hatte sie vorgehabt, nach Beendigung des Studiums wieder nach Polen zurückzukehren, ein kurzer Aufenthalt 1894 überzeugte sie allerdings von der Nutzlosigkeit dieses Bestrebens. So beschloß sie, in Frankreich zu bleiben. Dort hatte sie bereits Pierre Curie kennengelernt, der dem Labor an der Ecole de Physique et Chimie vorstand. »Wir begannen eine Unterhaltung, die bald sehr , freundlich wurde ...« schrieb sie Jahre später. »Trotz unserer unterschiedlichen Herkunft herrschte zwischen unseren Vorstellungen eine überraschende Verwandtschaft ...« 1895 heirateten sie - ohne kirchliche Trauung, auch tauschten sie keine Hochzeitsringe aus -, und unternahmen als Hochzeitsreise eine Fahrradtour auf das französische Land. Pierre Curie war zum damaligen Zeitpunkt bereits ein hochangesehener, wenngleich finanziell schlecht gestellter Chemiker. 1880 hatte er mit seinem Bruder Joseph die Piezoelektrizität entdeckt (Kristalle unter Druck erzeugen Strom) und sich mit dem Magnetismus beschäftigt. Seine Dissertation über die »Magnetischen Eigenschaften von Körpern bei unterschiedlicher Temperatur« war ein wichtiger Beitrag zur Forschung; Lord Kelvin bewunderte ihn, er selbst war in vieler Hinsicht ein liebenswerter Charakter, seiner Arbeit hingegeben, allerdings voll Ehrgeiz. »Man konnte sich mit ihm nicht streiten, weil er nicht wütend wurde«, schrieb Marie später. Nach ihrer Hochzeit lebten sie in der Rue de la Glaciere in Paris, in einer spärlich eingerichteten Wohnung, da Marie nur ungern den Haushalt führte. Die Entdeckung der Röntgenstrahlen 1895 durch Wilhelm Röntgen und Henry Becquerels Erforschung der rätselhaften Eigenschaften von Uran änderten auf dramatische Weise den Lauf der Physik und Marie Curies Leben. 1897 beschloß sie, ihre Doktorarbeit Becquerels Strahlen zu widmen. Sie begann die Eigenschaften von Uran zu bestimmen und prüfte dazu verschiedene Mineralien, die dieses Element enthielten. Eine Pechblendenprobe, ein Stoff, der seit etwa einem Jahrhundert in der Gegend von Joachimsthal abgebaut wurde, erwies sich überraschenderweise als sehr viel aktiver als Becquerels Uran. Als Curie entdeckte, daß das Element Thorium ebenfalls aktiv war, wurde alles noch rätselhafter. Im April gab sie einen ersten Bericht über ihre Forschungen heraus, in einem zweiten Artikel, der im Juli erschien, berichteten die Curies von der Entdeckung eines Elements, das sie Polonium nannten. Becquerels Strahlen waren, wie es schien, eine nicht nur auf wenige Stoffe beschränkte Kuriosität, sondern ein in der Natur weit verbreitetes Phänomen. Die Curies schlugen vor, es als Radioaktivität zu bezeichnen. Das Labor der Curies, in dem sie aus Pechblende das bis dahin unbekannte Element Radium extrahierten, ist seitdem zu einer wissenschaftlichen Legende geworden. Bei ihrer täglichen und nächtlichen Arbeit in dem undichten Schuppen waren sie, wie Marie später schrieb, »von den unzureichenden Bedingungen, dem fehlenden, dringend nötigen Platz, Geldmangel und fehlenden Mitarbeitern äußerst eingeschränkt.« Doch trotz der Arbeit, die bis zur Erschöpfung ging, »schritten wir auf und ab und sprachen über unsere gegenwärtige und zukünftige Arbeit. Wenn uns kalt war, munterte uns eine Tasse heißen Tees, den wir gleichen neben dem Ofen tranken, wieder auf. Wir waren so vollständig in unserer Arbeit versunken, als wäre sie ein Traum.« Im Jahr 1900 stellten die Curies beim Internationalen Physikerkongreß ihre Arbeit vor. Ihr Vortrag endete mit der wichtigsten Frage, die die Radioaktivität stellte: »Wo liegt I. die Quelle für die Energie, die aus den Becquerel-Strahlen kommt? Liegt sie innerhalb oder außerhalb der radioaktiven Körper?« Uran gab spontan Energie ab, auch wenn das Element im Vakuum getestet wurde, und es schien, als rühre diese Energie von einer Aktivität innerhalb der Atome her. Jedenfalls handelte es sich dabei um keine chemische Reaktion. Das war Marie Curies elementare Einsicht, auf der sich ihr hohes Ansehen unter Wissenschaftlern gründet. »Von dieser nackten Hypothese ausgehend«, schreibt Rosalynd Pflaum, »wurden im 20. Jahrhundert die Rätsel der Atomstruktur enthüllt.« Für ihre Arbeit erhielten die Curies 1903 zusammen mit Henry Becquerel den Nobelpreis für Physik. Pierre Curie ist es zuzuschreiben, daß er sich intensiv für seine Frau einsetzte, nachdem ursprünglich nur er für den Preis nominiert worden war. Das Ehepaar wurde über Nacht berühmt. Nur drei Jahre später, 1906, wurde Pierre bei einem Unfall auf dem Pont Neuf in Paris getötet. An einem regnerischen Nachmittag wurde er von einem Zugpferd zu Boden geworfen, und sein Kopf geriet unter das linke Hinterrad des Pferdewagens. Marie übernahm daraufhin Pierres Lehrstelle an der Sorbonne und wurde somit zum ersten weiblichen Professor an der Universität. Wegen einer ehebrecherischen Affäre mit Paul Langevin, eines Wissenschaftlers in ihrem Labor, der ihre politischen und sozialen Überzeugungen teilte, sah sich Marie Curie 1911 Angriffen durch die Tagespresse ausgesetzt. Aufgrund ihres Renommees, ihres Geschlechts, ihrer linksgerichteten politischen Ansichten und ihres jüdischpolnischen Hintergrunds gewann der nachfolgende Skandal zusätzlich an Brisanz. Kurz danach - vielleicht auch zur teilweisen Wiedergutmachung - wurde ihr auch der Nobelpreis für Chemie verliehen. In ihrem Vortrag zur Preisverleihung wies sie deutlich darauf hin, daß die Priorität der Entdeckung ihr zugesprochen werden müsse. »Die Geschichte der Entdeckung und Bestimmung dieser Substanz lieferte den Beweis für die von mir aufgestellte Hypothese, daß Radioaktivität eine atomare Eigenschaft der Materie ist und eine Methode liefern kann, um neue Elemente zu finden.« Während des Ersten Weltkriegs war Marie Curie äußerst aktiv. Sie setzte sich für die Verwendung von Röntgenstrahlen bei medizinischen und chirurgischen Eingriffen ein, organisierte mobile und stationäre Röntgeneinrichtungen und bildete Techniker aus. Nach dem Krieg gründete sie in Paris das Radium- Institut und war nicht nur unter französischen Wissenschaftlern hoch angesehen. 1911 hatte man ihr die Aufnahme in die Akademie der Wissenschaften noch verwehrt, 1922 aber war sie die erste Frau, die in die französische Akademie der Medizin aufgenommen wurde. 1923 sprach ihr das französische Parlament eine lebenslange Pension zu. Als die Curies mit ihren Forschungen begannen, wußte man nichts von den Gefahren der radioaktiven Strahlung. Entsprechend sorglos war ihr Umgang mit den neuen Elementen. Pierre trug in einem Reagenzglas aufgelöstes Radium bei sich, und die Verbrennungsschäden, die er erlitt, wenn er mit den Materialien in Berührung kam, heilten nur sehr langsam ab. Marie hatte glühende radioaktive Substanzen neben ihrem Bett stehen. Beide zeigten Symptome von Strahlenkrankheit, in späteren Jahren litt Marie an gesundheitlichen Beschwerden, die sie geheim zu halten versuchte. Ihre Laborbücher sind noch heute hochgradig radioaktiv. Marie Curie hatte zu ihren beiden Töchtern Eve und Weite ein enges Verhältnis; sie war eine aufmerksame, fürsorgliche, unaufdringliche Mutter. Irene wurde eine hochgeachtete Physikerin, die 1935 mit ihrem Ehemann Jean-Frederic-Joliot für die Entdeckung der künstlichen Radioaktivität den Nobelpreis für Physik erhielt. Eve sorgte für ihre Mutter während deren Krankheit und schrieb die zärtlichen Memoiren Madame Curie. Am 4. Juli 1934 starb Marie Curie an Leukämie, eine der Folgen der Strahleneinwirkung. Sie liegt mit ihrem Ehemann Pierre auf dem Friedhof in Sceaux begraben.  
 

 

 

 
 
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