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NIKOLAUS KOPERNIKUS |
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NIKOLAUS KOPERNIKUS und das heliozentrische Universum. Lebensdaten: 1473 - 1543. . Die Vorstellung, daß die Erde unbeweglich im Zentrum des Universums steht, stützte sich auf das mathematische Modell des brillanten alexandrinischen Astronomen Ptolemäus. Seinem Buch, im Mittelalter unter dem Namen Almagest bekannt, verdanken wir Beschreibungen der Sternkonstellationen wie des großen Bären, die noch heute verwendet werden. Das ptolemäische System war über Hunderte von Jahren anerkannt, galt als schlüssig und bestimmte die Sichtweise auf die Welt Auf ihm beruhten die Erklärungen der fallenden Körper und der Bewegung der Sterne, und es stand im Mittelpunkt der theologischen Interpretation zur Stellung des Menschen im Universum. Das 16. Jahrhundert allerdings leitete den Niedergang des ptolemäischen Systems ein. Auf Forschungsreisen stellte sich heraus, daß die Welt weitaus differenzierter war als bislang angenommen, zugleich schwand die Autorität der römischen Kirche. Die posthume Veröffentlichung von Nikolaus Kopernikus' De revolutionibus orbium coelestium libri VI (Sechs Bücher über die Kreisbewegungen der Weltkörper) (1543) war die endgültige Absage an das ptolemäische System. »Die Erde«, schrieb Kopernikus, »welche die Bahn des Mondes trägt, fährt auf einer großen Bahn zwischen den anderen Planeten in einer jährlichen Kreisbewegung um die Sonne.« Obwohl es noch fast ein Jahrhundert dauerte, bis diese These bewiesen werden konnte, hatte damit die kopernikanische Wende begonnen. Nikolaus Kopernikus wurde am 19. Februar 1473 in Thorn im Königreich Polen geboren. Sein Vater Niklas Koppernigk war Kaufmann, seine Mutter Barbara Watzenrode stammte aus einer wohlhabenden, alteingesessenen Familie. Nach dem Tod seines Vaters - Nikolaus war zehn Jahre alt - wurde er von seinem Onkel mütterlicherseits, einem Akademiker und Kleriker, der 1497 Bischof von Ermland wurde, erzogen. Nikolaus erhielt eine exemplarische Ausbildung. 1491 begann er das Studium an der angesehenen Universität von Krakau, das damals ein Zentrum der Naturphilosophie war. 1496 wechselte er an die Universität Bologna, wo er seine Griechisch, Mathematik, Philosophie und Astronomiestudien fortsetzte. Etwa in dieser Zeit kam er mit Domenico Maria da Novara in Berührung, einem Astronomieprofessor, der einer der frühen Kritiker
Ptolemäus' großer Einfluß und seine brillanten astronomischen Arbeiten sollen hier nicht in Zweifel gestellt werden. Daß er in dieses Buch nicht aufgenommen wurde, scheiterte ausschließlich am Platzmangel. des ptolemäischen Systems war und mit dem er am 9. März 1497 eine Mondfinsternis beobachtete. Ab 1501 studierte Kopernikus in Padua, 1503 schloß er seine juristischen Studien (kanonisches Recht) in Ferrara ab, bevor er erneut nach Padua ging, um Medizin zu studieren. Um 1506 hatte er seine Ausbildung zum Linguisten, Mathematiker und Arzt abgeschlossen und kehrte nach Polen zurück, wo er bis zu seinem Tode blieb. 1497, noch während seines Auslandsaufenthalts, war er zum Domherrn im ostpreußischen Frauenburg gewählt worden, eine Stelle, die er erst nach dem Tod seines Onkels 1512 antrat. Die Stellung als Domherr war zwar eine kirchliche Position, beinhaltete aber keine religiösen Verpflichtungen. Kopernikus arbeitete als Verwalter, Richter, Steuereintreiber und Arzt. In seiner Freizeit beschäftigte er sich mit der Astronomie, 1513 baute er einen Turm zur Sternenbeobachtung. Über die Entwicklung seiner Gedanken ist wenig bekannt, jedenfalls zeigte er keine Eile, mit ihnen an die Öffentlichkeit zu treten. Bereits 1514 zirkulierte ein Manuskript, das seine Ansichten zum Kosmos summarisch zusammenfaßte (es wurde erst im 19. Jahrhundert veröffentlicht). 1530 hatte er dann sein Hauptwerk De revolutionibus beendet. Ein Jahrzehnt später verfaßte Georg Joachim Rheticus, ein Bewunderer, unter dem Titel Narratio prima eine Kurzfassung des unveröffentlichten Werks. Als es nicht den Zorn der Kirche erregte - seine Auswirkungen waren nicht sofort klar -, stellte Kopernikus seine Einwände zurück und 1543, im Jahr seines Todes, konnte De revolutionibus orbium coelestium in Nürnberg erscheinen. In dem Werk kritisiert Kopernikus Ptolemäus' Ansicht, die Erde sei unbeweglich und stehe im Mittelpunkt des Universums. Er weist darauf hin, daß die Sterne nicht immer in der gleichen Entfernung von der Erde zu stehen scheinen. Die Versuche, solche Unregelmäßigkeiten mit Hilfe von Epizyklen - kleinen kreisförmigen Umlaufbahnen - zu erklären, erwiesen sich als unbefriedigend und schufen nur weitere Komplikationen. Da Kopernikus auf keine physikalische Theorie zurückgreifen konnte, entwickelte er schließlich ein Modell des Sonnensystems, das eine Mischung aus alten und modernen Elementen aufwies. So war er sich durchaus der Probleme bewußt, die fallende Körper und die Beschleunigung hervorrufen, hatte dafür aber keine Lösung. Ohne den modernen Begriff der physikalischen Kräfte mußte er am Modell der Himmelssphären festhalten und konnte nicht die Vorstellung entwickeln, daß sich Planeten durch den Raum bewegen. De revolutionibus gelangte schließlich in ganz Europa in die Hände der Gelehrten. Die ersten Leser waren zumindest vom mathematischen Gehalt des Buches fasziniert, in dem sich die wachsende Unzufriedenheit mit den Beschränkungen des ptolemäischen Weltbildes ausdrückte. Von der Kirche kamen keine Einwände - im Zeitalter der Reformation standen für den katholischen Klerus andere Dinge im Vordergrund. Erst 1616, dank der aufsehenerregenden Entdeckungen Galileis, wurde Kopernikus' Buch von der Kirche auf den Index gesetzt. Die »kopernikanische Wende« ist ein eminent nützlicher Begriff, obwohl oft erörtert wurde, was er denn eigentlich bedeute, seitdem er von Immanuel Kant vor zweihundert Jahren geprägt wurde. Der Ausdruck sollte so verstanden werden, daß er sich auf Kopernikus' Bruch mit der ptolemäischen Astronomie bezieht, daß Kopernikus der Entwicklung eines Modells, in dem die Sonne im Mittelpunkt steht, Vorrang einräumte. Das allerdings erreichte Kopernikus nicht alleine. Seit langem ist bekannt, daß, wie der Astronom J. L. E. Dreyer schrieb, »Kopernikus nicht schuf, was heute als >das kopernikanische System< bezeichnet wird.« Und der Wissenschaftshistoriker I. Bernard Cohen schlußfolgert, »wenn es in der Astronomie eine Wende gab, dann wurde sie von Kepler und Newton herbeigeführt; eine kopernikanische Wende im strikten Sinn gab es nicht.« Das soll Kopernikus' Bedeutung nicht schmälern. »Es fällt nicht schwer zu behaupten, daß Kopernikus auf mathematischem Gebiet nicht an Ptolemäus oder an Kepler heranreicht. In seiner Zeit allerdings ragte er weit über seine Zeitgenossen hinaus«, schreibt Owen Gingerich. »Als Visionär, der die Zeichen der Zeit erkannte und einen wissenschaftlichen Umbruch herbeiführte, war Kopernikus ein kosmologisches Genie, wie es nur wenige gab.« Von seiner Persönlichkeit wissen wir nur wenig. Die Biographie, die sein Freund Rheticus angeblich schrieb, ist verlorengegangen ebenso wie die meisten seiner Briefe. Der Legende nach erhielt Kopernikus noch auf seinem Sterbebett ein Exemplar seines De revolutionibus, bevor er, in der Folge eines Schlaganfalls, am 24. Mai 1543 starb. Bleibt sein berühmtes Bild, das uns in einer Handvoll Porträts überliefert wurde - ein aufrichtiger, hingebungsvoller Mann mit hohen Wangenknochen und durchdringendem Blick. Vom byzantinischen Dichter Theophylactus Simocatta übersetzte er fünfundachtzig kurze Gedichte aus dem Griechischen ins Lateinische. Einige dieser' Epistel sind moralischen, andere pastoralen, wieder andere lästerlichen und obszönen Inhalts. Der Kosmologe Fred Hoyle ist dankbar für die letzteren, denn sonst, schrieb er, »könnte ich Kopernikus nicht lachen hören.« |
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