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RUDOLF VIRCHOW

 
     
  RUDOLF VIRCHOW und die Zellularpathologie. Lebensdaten:1821 - 1902. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts dachten Europäer beim Begriff Zelle vor allem an karge Mönchsunterkünfte. Als Robert Hooke 1665 durch sein Mikroskop in den dünnen Korkpräparaten, die er untersuchte, »viele kleine Schächtelchen« entdeckte, verglich er sie mit Honigwaben und wählte dafür einen Namen, der einen leeren, umschlossenen Raum bezeichnete. Vom wimmelnden Inneren der Zelle und der elementaren Rolle, die sie in lebenden Organismen spielt, wußte man in den nächsten zweihundert Jahren allerdings nichts. Erst 1838 und 1839, als man verbesserte Linsen besaß und auf die Theorien des Botanikers Matthias Schleiden und des Zoologen Theodor Schwann zurückgreifen konnte, erkannte man die weitreichende Bedeutung der Zellen. Der Begründer der Zellularpathologie allerdings ist der deutsche Arzt und Anatom Rudolf Virchow. Virchow war einer der berühmtesten Mediziner seiner Zeit, besaß enormen Einfluß und verfügte ähnlich wie Pasteur über die Fähigkeit, aus den zu grundlegenden Problemen experimentell gefundenen Daten allgemeine Theorien abzuleiten und sich dafür einzusetzen, daß sie allgemein anerkannt wurden. Virchow war ein politisch motivierter Wissenschaftler, der glaubte, daß Mediziner die »natürlichen Anwälte der Armen« sein sollten. Bei seinem Tod, schreibt sein Biograph Erwin H. Ackerknecht, habe Deutschland vier große Männer auf einmal verloren: seinen' führenden Pathologen, seinen führenden Anthropologen, seinen führenden Hygieniker und seinen führenden Liberalen. Rudolf Ludwig Carl Virchow wurde am 13. Oktober 1821 in der pommerischen Stadt Schivelbein als Sohn von Johanna Maria Hesse und Carl Christian Siegfried Virchow geboren. Sein Vater war Gutsherr, erfolgloser Geschäftsmann und Schatzmeister der Stadt. Ab seinem vierzehnten Lebensjahr besuchte Rudolf das Gymnasium, war ein ausgezeichneter, dernbegieriger Schüler, der versuchte, sich ein allumfassendes Wissen über die Natur anzueignen, »von Gott ganz oben bis hinab zum kleinsten Stein.« 1838 wurde ihm ein Stipendium zum Medizinstudium am FriedrichWilhelm-Institut in Berlin verliehen, wo er Johannes Peter Müller kennenlernte, dessen physiologische Arbeiten wichtige Fortschritte auf den Gebieten der mikroskopischen und pathologischen Anatomie darstellten. 1843 absolvierte Virchow sein medizinisches Examen. Er bekam eine Anstellung als Internist an der Berliner Charite und arbeitete zunächst als Prosector in der Pathologie, wo er bei anatomischen Vorführungen die Sektionen durchführte. 1847 wurde er Privatdozent, hatte aber in der Zwischenzeit bereits mit eigenen Forschungen begonnen. Virchows frühe Arbeiten befaßten sich mit der Phlebitis, den Venenentzündungen. Er untersuchte Fibrin, den Blutfaserstoff und das Hauptprotein bei der Blutpfropfbildung, zeigte dessen Bedeutung für die Blutgerinnung 'und prägte die Begriffe Embolie und Thrombose. Er erkannte, daß die Phlebitis verursachenden Blutpfropfen nicht lokale Ursache der Entzündung sind, sondern lediglich Pakete abgestorbener Zellen, die von anderen Stellen im Körper herantransportiert werden. Auf ähnliche Weise wies er nach, daß Eiter aus weißen Blutzellen besteht. Seine Beobachtungen zur Leukozytenbildung führte zu einer ersten Beschreibung der Leukämie. Virchow zeigte sich keineswegs immun gegenüber den sozialen Unruhen, die für die 40er Jahre im 19. Jahrhundert charakteristisch waren. Auslöser für sein politisches Engagement war die Untersuchung einer auch in der Presse Wellen schlagenden Typhusepidemie in Oberschlesien. Virchow reiste als Mitglied einer von der preußischen Regierung eingesetzten Kommission in das Gebiet. In seinem Abschlußbericht kam er zu dem Ergebnis, daß letztlich soziale Gründe für die Seuche verantwortlich waren; zur Therapie verschrieb er »Demokratie, Bildung, Freiheit und Wohlstand.« Rhetorisch stellte er die Frage, die noch heute nichts von ihrer Bedeutung verloren hat: »Sollte der Triumph des menschlichen Geistes nur dazu führen, daß es dem Menschengeschlechte immer elendiger geht?« In Berlin nahm er aktiv an der Revolution von 1848 teil er stand, ohne Erfolg, wie er bekannte, auf den Barrikaden. Anschließend unterbreitete er einschneidende Reformen für das deutsche Gesundheitswesen. In dem von ihm veröffentlichten Wochenblatt Die medizinische Reform vertrat er u. a. die Ansicht, daß es Pflicht der Mediziner sei, den Armen zu dienen. Er wurde in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt, konnte wegen seiner Jugend das Mandat allerdings nicht antreten. Seine antimonarchistische und agnostische Gesinnung wurde ihm in der einsetzenden Phase der politischen Reaktion dann zum Verhängnis. Man strich ihm sein mageres Salär, er wurde aus der Charite ausgeschlossen und gezwungen, Berlin zu verlassen. Als er 1849 kurzzeitig zurückkehren wollte, um zu heiraten, wachten die lokalen Behörden darüber, daß er sofort wieder die Stadt verließ, nachdem die Zeremonie vorüber war. Seine Reputation jedoch litt darunter keineswegs, in Würzburg wurde ihm eine Professur für pathologische Anatomie angetragen. Mit der 1847 gegründeten Zeitschrift Archiv .für pathologische Anatomie und Physiologie und klinische Medizin wurde Virchow in Deutschland wie CLAUDE BERNARD in Frankreich zur treibenden Kraft der experimentellen Physiologie. Das Experiment, schrieb er, sei für die Wissenschaft der pathologischen Physiologie der letztgültige Gerichtshof. Mit Virchow etablierte sich die Einsicht, daß das Studium des gesunden Körpers der Schlüssel zum Verständnis des erkrankten sei. Er führte systematische Forschungen durch und veröffentlichte zahlreiche Monographien. Anfang der 50er Jahre entwickelte er seine Erkenntnisse über die Zelle und die grundlegenden Prinzipien der Zellularpathologie. Bereits 1839 hatte Theodor Schwann eine wichtige, allerdings unvollständige Zelltheorie vorgelegt. Virchow korrigierte und erweiterte sie konzeptionell und fügte viele Details hinzu. So wies er nach, daß Muskeln und Knochen sowie das Körpergewebe aus Zellen bestehen, und zeigte, daß Nervenzellen im Rückenmark und im Gehirn in Bindegewebe eingebettet sind. Außerdem entwickelte er eine neue Klassifizierung für das Zellgewebe. Schon 1845 hatte Virchow die Zelle als elementare Lebenseinheit bezeichnet, 1852 wies er Schwanns Vorstellung einer generativen Substanz namens Blastema zurück und stellte die Hypothese auf, daß der Prozeß der Zellteilungverantwortlich sei für die Fortpflanzung und das Wachstum. Berühmt wurde seine Formulierung, die als Zell-Lehrsatz bekannt wurde: Omnis cellula e cullula (Jede Zelle geht aus einer anderen Zelle hervor). Nach Virchows Verständnis waren dabei chemische Prozesse innerhalb der Zelle am Werk, wobei er dem Zellkern große Bedeutung zuschrieb. Die Entwicklung könne nicht einfach abbrechen, schrieb er, denn keine Generation könne eine vollkommen neue Entwicklungsreihe beginnen. Daher müsse jedes Gewebe auf ein einziges, einfaches Element reduziert werden die Zelle. In ihr erkannte er die letzte, nicht mehr reduzierbare Lebensform, aus der alles neue Leben hervorgeht. 1856 kehrte Virchow nach Berlin zurück, und es spricht für sein mittlerweile gestiegenes Ansehen, daß ihm als Bedingung für seine Rückkehr zugesichert wurde, ein neues Pathologisches Institut einzurichten, dessen Direktor er wurde. 1858 veröffentlichte er seine äußerst einflußreiche CellularPathologie, die auf einer Reihe von Vorlesungen basierte, die er im Institut gehalten hatte. »Was Virchow in seiner CellularPathologie schuf«, schreibt der Mediziner und Autor Sherwin Nuland, »war nichts weniger als die Formulierung von Grundsätzen, die über das nächste Jahrhundert hinaus die Grundlagen für die medizinische Forschung legten.« Mit seiner Zellhypothese erweiterte Virchow den Horizont der biochemischen und physiologischen Forschungen und hatte großen Einfluß auf die Biologie, in der der Zell-Lehrsatz schließlich in der Molekularbiologie aufging, nachdem sich das Wissen über die Genetik und die Fortpflanzung erheblich vergrößert hatte. »Zu oft übersieht man«, schreibt Elof A. Carlson, »daß der Zell-Lehrsatz etwa zur gleichen Zeit entstand (1858) wie Darwins Entstehung der Arten (1859).« Historikern ist nicht entgangen, daß Virchows Zelltheorie gewisse Verbindungen zu seinen politischen Ansichten aufweist. Der Mediziner, der sich für uneingeschränkte Demokratie aussprach, entwickelte eine Zelltheorie, die, wie Erwin Ackerknecht schreibt, darlegt, daß der menschliche Körper ein freier Staat mit gleichen Individuen sei, »eine Föderation von Zellen, ein demokratischer Zellenstaat.« Virchow blieb sein Leben lang politisch aktiv. 1862 wurde er ins preußische Abgeordnetenhaus gewählt, wo er sich zum Führer der Opposition herauskristallisierte. Otto Bismarck, einer seiner politischen Gegner, forderte ihn 1865 zum Duell heraus, was Virchow mit höhnischem und spöttischem Sarkasmus ablehnte. Von 1880 bis 1893 war er Mitglied des Reichstags; den Aufstieg Bismarcks konnte er zwar nicht verhindern, aber er setzte sich dafür ein, daß Berlin eine vernünftige Kanalisation erhielt. Eine der Nebenerscheinungen von Virchows politischem Denken war sein Interesse an der Archäologie und der neuen Wissenschaft der physiologischen Anthropologie, denen er sich nach 1870 verstärkt widmete. Der damals populären Meinung von der Überlegenheit der deutschen Rasse widersetzte er sich entschieden, ein von ihm durchgeführter Zensus bei Schulkindern widerlegte die Behauptung, daß es eine einzige deutsche Rasse gebe. 1878 begleitete er Schliemann zu den Ruinen von Troja. In einer Würdigung schrieb FRANZ BOAS, daß die physiologische Anthropologie und vorgeschichtliche Archäologie in Deutschland erst durch Virchow zu dem wurden, was sie sind. Es überrascht nicht, daß Virchow seinen Adelstitel ablegte und auf das von verzichtete. Sein Leben lang blieb er ein überzeugter Demokrat und Liberaler. »Unsere Gesellschaft«, schrieb er, »stolpert wie der blinde Oedipus tiefer und tiefer in ihre bedauernswerte Finsternis und zerstört sich selbst, denn sie bringt ihre Feinde selbst hervor und stärkt sie noch, indem sie sie zu extremen Schritten zwingt, aus denen wiederum nur Wahnsinn kommt. So erfüllt sich die Prophezeiung des Orakels.« In dieser Hinsicht muß erwähnt werden, daß Virchow, nur auf seine Zellularpathologie konzentriert, der u. a. von Louis Pasteur 151 propagierten Bakteriologie skeptisch gegenüberstand. Die Evolutionstheorie wies er nicht direkt zurück, betrachtete sie aber mit einiger Vorsicht. Virchow war sich seiner Bedeutung für die Medizin bewußt; als Aktivist im vollen Wortsinn hielt er Vorträge über Wissenschaft und Politik und wurde am Ende seines Lebens mit Ehrungen überhäuft. Am 5. September 1902 starb er an den Komplikationen, nachdem er sich bei einem Sturz aus der Straßenbahn einen Oberschenkelknochen gebrochen hatte.  
 

 

 

 
 
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