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ELISABETH VON THÜRINGEN

 
     
  (1207 -1231)

»Zündet etliche Feuer auf der Wiese an, wir wollen den armen Leuten ein Fest geben«, gebietet Elisabeth. An verschiedenen Stellen der Wiese werden große Holzstöße aufgeschichtet und angezündet. Und die Armen kommen wieder herbei, liegen rundum, wärmen sich an den lodernden Flammen und freuen sich an ihren Geschenken. Elisabeth geht zwischen ihnen hindurch, wäscht vielen die Füße, salbt ihre Wunden. Da ergreift all die vielen Bettler und Kranken ein überirdisches Glück. Es ist ihnen, als sei Christ der Herr selbst zu ihnen gekommen. Sie fangen an, heilige Lieder zu singen und rund um die Feuer zu schreiten und endlich zu tanzen. Elisabeth selbst tanzt in ihren Reihen.

Dieses Beispiel für das segensreiche Wirken der heiligen Elisabeth führt uns der Dichter Leo Weismantel vor Augen. Der Schrein, in den am 1. Mai des Jahres 1236 im Beisein Kaiser Friedrichs IL ihre Gebeine gehoben werden - er befindet sich heute in der Sakristei der Marburger Elisabethkirche -, trägt die Inschrift: »Gloria Teutoniae« (Ruhm Deutschlands).

Elisabeth wird 1207 auf Burg Särospatak nördlich Tokaj als Tochter des ungarischen Königs Andreas IL und dessen Gemahlin Gertrud aus dem süddeutschen Fürstenhaus Andechs-Meran geboren. Diesem Geschlecht entstammt auch die heilige Hedwig von Schlesien.

Dem Sohn des Landgrafen Hermann von Thüringen als künftige Frau versprochen, kommt Elisabeth, gerade vier Jahre alt, auf die Wartburg, den Sitz ihres kunstsinnigen und prachtliebenden späteren Schwiegervaters. Unter ihm ist die Feste zu einem kulturellen Zentrum des Reiches, ja des gesamten Abendlandes, geworden. Wovon nicht zuletzt der legendäre Sängerkrieg in ihren Hallen kündet.

Mit 14 Jahren ehelicht Elisabeth den Landgrafensohn Ludwig. Sie schenkt ihm drei Kinder, darunter Sophie, Herzogin von Brabant, die Stamm-Mutter der Landgrafen von Hessen.

Bald schon wird klar, daß etwas Wunderbares um Elisabeth ist. Ohne jede Rücksicht auf eigenes Wohl und auf die Lebensformen ihres Standes, beargwöhnt vom Hofe, widmet sie sich der Linderung der Not armer Volksschichten. In einem von ihr zu Füßen der Wartburg gegründeten Siechenhaus pflegt sie die Kranken und Ausgestoßenen. Keine schwärende Wunde, kein noch so schweres Siechtum ihrer Pfleglinge hält sie davon ab, ihnen die höchste Form der Nächstenliebe zu gewähren.

Am 11. Juli 1227 kommt ihr Gemahl Ludwig als Kreuzfahrer ums Leben. Nun entsagt Elisabeth vollends dem Weltlichen. Sie verläßt die Wartburg und zieht in franziskanischer Bettelarmut durch die Lande. Zu einem wahren Martyrium, ihrem Golgatha-Gang, wird die Selbstgeißelung, zu der sie ihr glaubenseifernder Beichtvater Konrad anstachelt.

An ihrem Witwensitz, in Marburg an der Lahn, stiftet die Hohe Frau im Jahre 1228 das Franziskanerhospital. Unvermindert ruhelos stellt sie sich in den Dienst der Krankenpflege, wohltätig auch zu den von furchtbarsten Seuchen Gezeichneten.

Totale Askese und schier übermenschliche Aufopferung in der Linderung der Not und Krankheit anderer zehren Elisabeths zarten Körper auf. Am 17. November 1231 ist sie am Ende ihrer Kraft und verstirbt in ihrem Marburger Hospital im Alter von 24 Jahren. »Heiteren Sinnes«, weil sich mit Gott im Reinen fühlend, wie die Chroniken berichten.

Schon vier Jahre später erfolgt die Heiligsprechung Elisabeths auf Betreiben des Deutschen Ordens, der sie zur Schutzpatronin erkoren hat.

Viele Legenden ranken sich um das Leben der Gloria Teutoniae. Die über ihrem Grabe angelegte Marburger Elisabethkirche ist das älteste gotische Gotteshaus Deutschlands. In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg barg die Kirche die Särge Friedrichs des Großen und seines Vaters. Noch heute befinden sich in ihr die sterblichen Hüllen Hindenburgs und seiner Gemahlin Gertrud. Über der Grabesstätte prangen die Wappen der Landkomture des Deutschen Ordens.
 
 

 

 

 
 
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