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EMIL KRAEPELIN

 
     
  EMIL KRAEPELINund die Psychiatrie. Lebensdaten: 1856 - 1926. Die moderne Psychiatrie nahm Ende des 19. Jahrhunderts Gestalt an, und der führende Wissenschaftler auf dem Gebiet war Emil Kraepelin. Kraepelin übertrug wissenschaftliche und neueste medizinische Grundsätze auf das Studium der Geisteskrankheiten und entwickelte eine Klassifizierung, die noch heute Grundlage für die Diagnose darstellt. Seine Methode war beschreibend und beruhte auf dem Glauben, daß den schweren Formen psychiatrischer Krankheiten erbliche, physiologische und charakterliche Ursachen zugrunde liegen. Kraepelins Psychiatrie, die aus der Neuroanatomie hervorging, bot den Patienten kaum Aussicht auf Heilung; er hoffte auf chemische Lösungen, die in Form von Psychopharmaka schließlich auf den Markt kamen. Die Grenzen seines Ansatzes lagen und liegen noch immer darin, daß die Erklärung der Geisteskrankheiten kaum über die Beschreibung und Behandlung der Symptome hinausgeht. Emil Kraepelin wurde am 15. Februar 1858 im mecklenburgischen Neustrelitz geboren. Sein Vater war Staatsbeamter, durch den älteren Bruder Karl, der ein bekannter Zoologe wurde, begann sich Emil für die Biologie zu interessieren. An der Universität Würzburg studierte er Medizin und machte 1878 seinen Abschluß. Seine Dissertation im darauffolgenden Jahr beschäftigte sich mit der Stellung der Psychologie in der Psychiatrie. In München studierte er Neuroanatomie und interessierte sich besonders für Fälle von organischen Gehirnerkrankungen. Den Sommer 1876 hatte er an der Universität Leipzig verbracht, wo er von WILHELM WUNDTS experimenteller Psychologie so beeindruckt war, daß er 1882 nach Leipzig zurückkehrte. Was Kraepelin vor allem faszinierte, war die Beeinflussung des menschlichen Verhaltens durch chemische Mittel, die zu dieser Zeit in der Psychiatrie nicht angewandt wurden. In den 80er Jahren arbeitete Kraepelin in der klinischen Psychiatrie in München, in Leubus und Dresden, 1886 wurde er von der Universität Dorpat zum Professor ernannt, und vier Jahre später erhielt er den Ruf an die Universität Heidelberg, um die Abteilung für Psychiatrie zu leiten. In dieser Stellung schuf er sich im Laufe der nächsten vierzehn Jahren seinen internationalen Namen. Kreapelins großer Einfluß rührt aus seinem analytischen Diagnoseansatz für Geisteskrankheiten her, den er erstmals 1883 in der ersten Auflage seines Kompendium der Psychiatrie vorstellte. Dieses Werk, das ursprünglich 400 Seiten umfaßte, durchlief in den nächsten Jahren bis zur neunten Auflage 1927 umfangreiche Revisionen, so daß es schließlich auf 2425 Seiten anwuchs. Im Kompendium legte er seine Überzeugung dar, daß geistige Vorgänge von externen Manifestationen wie Sprache, Gesten und Verhaltensweisen abgeleitet werden könnten, und vertrat die Ansicht - die bis heute die gesamte Disziplin mehr oder minder prägte -, daß Geisteskrankheiten unspezifische Erkrankungen des zerebralen Cortex und die Psychiatrie ein Zweig der Neuropathologie sei. Kraepelins bedeutendste Leistung war die Klassifizierung der Geisteskrankheiten. Im Laufe der Umarbeitungen des Kompendium unterschied er schließlich verschiedene Formen der Dementia praecox, die er später Schizophrenie nannte, und manisch-depressives Irresein und Paranoia. Dazu kamen vielfältige Unterarten wie die Hebephrenie, die sich in bizarren Sprachäußerungen kundtut und in der anonymen klinischen Literatur für einige großartige Verse verantwortlich ist wie »Die Berge, die sich im Anschwellen des Sauerstoffs abzeichnen« oder »In der Schweiz ist es nicht erlaubt, mit Menschenfleisch Unheil zu treiben!« Zu vermerken ist, daß die Sprache schizophrener Patienten und ihr Kontext bei Kraepelin und seinen Kollegen kein Gehör fand; erst mit SIGMUND FREUD erlangten solche Äußerungen eine psychologische Bedeutung. Es überrascht nicht, daß sich Kraepelin für rein neurologische Fälle wie die Alzheimer-Krankheit interessierte und als Aktivist gegen den Alkoholismus auftrat. Alkohol war für ihn eine Geißel der Menschheit, die bei veranlagten Menschen schizophrene Reaktionen auslösen konnte. Obwohl Kraepelin schließlich zur Überzeugung gelangte, daß einige Fälle von Geisteskrankheiten auf Stoffwechselstörungen beruhen, glaubte er den größten Teil seiner Karriere, daß Psychosen vererbt werden. Der bemerkenswerteste Aspekt an Kraepelins Klassifizierung allerdings ist seine kalvinistische Schicksalsgläubigkeit. Menschen mit schweren geistigen Störungen hielt er für unheilbar, und eine Diagnose auf Schizophrenie war ein lebenslängliches Urteil. In der Theorie, schrieb Kraepelins berühmter Student Eugen Bleuler, »gelang es ihm, eine Reihe von Symptomen zu isolieren, die bei Erkrankungen vorliegen, deren Aussicht auf Heilung sehr schlecht ist, in anderen Krankheitsgruppen aber nicht auftreten.« In der Praxis allerdings lief es bei vielen Fällen oft auf nicht mehr hinaus, als »Vorhersagen über akute Anfälle und den Endzustand ,zu machen.« Kraepelins Pessimismus färbte auf die Behandlungsstrategien ab, die oft auf nichts anderes als Verwahrung hinausliefen. Die Folgen sind auch in der heutigen Psychiatrie noch zu spüren; nur ein Drittel aller Schizophreniefälle gelten heute als heilbar. Kraepelins Standpunkt veranlaßte Bleuler zur Kritik an der gängigen Praxis rigoroser Überwachung schizophrener Patienten, was seiner Meinung nach die Krankheit nur verschlimmere und die Selbstmordneigung der Patienten erhöhe. Die Verwahrung schizophrener Patienten hielt bis in die 60er Jahre an; erst dann wurde es durch neue Psychopharmaka möglich und ökonomisch wünschenswert, klinisch behandelte Patienten in ein normales Leben zu entlassen. 1904 wurde Kraepelin Professor an der Universität München und Leiter der neuen psychiatrischen Klinik. Die Erfolge der Klinik und ihre Atmosphäre steigerten seinen Ruf als Lehrer. Er eröffnete ein psychiatrisches Museum, das die Grausamkeiten zeigte, denen geistig Gestörte in der Vergangenheit ausgesetzt waren. »Wir dürfen nicht die enormen Konsequenzen aus den Augen verlieren, die Kraepelins Psychiatrie zu ihrer Zeit hatte«, schreiben Franz Alexander und Sheldon Selesnick in Die Geschichte der Psychiatrie. »Wie Pinel und Esquirol wies er wiederholt auf die Bedeutung hin, auch in der Psychiatrie mit medizinischen Methoden zu arbeiten, genaue Beobachtungen, sorgfältige Beschreibungen und präzise Daten zu sammeln. Ohne diese medizinische Ausrichtung hätte die Psychiatrie niemals ein klinischer Zweig der Medizin werden können.« Gleichzeitig wurde Kraepelin heftig dafür kritisiert, daß er, wie ihm vorgehalten wurde, nur den griechischen Rationalismus in der Psychiatrie wiederbelebte, der auf Aretaeus von Kappadokien aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert zurückzuführen ist. »Betrachtet man das historische Bild etwas näher«, schreibt der Psychoanalytiker Reuben Fine, »erkennt man, daß Kraepelin nur teilweise dem Blutvergießen und den Folterqualen ein Ende setzte, denen die geistig Kranken im Laufe der Jahrhunderte (nicht selten auch durch die Kirche) ausgesetzt waren.« Neben seiner klinischen Arbeit verband sich in Emil Kraepelin eine stille Liebe zur Natur mit dem Bedürfnis Gedichte zu schreiben. »Fern im Ost, im Gletschereise«, schrieb Kraepelin über Vöringsfoss, einen Wasserfall, der in Norwegen in den Fluß Bjoreia zweihundert Meter tief hinunterstürzt. »Wird der junge Strom geboren; Brausend, aus kristall'nen Toren, Stürmt er auf die Lebensreise. Wie in muntren Jugendspielen, Sprühn die Fluten, sprudeln, schäumen -Zieht auch sie ein sehnend Träumen Hin zu fernen, dunklen Zielen?« Emil Kraepelin starb am 7. Oktober 1926.  
 

 

 

 
 
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