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ERNST RÜDIGER GRAF VON STARHEMBERG |
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(1638 -1701)
Eine feurige Natur. Er wächst schon in den Augen der Mitwelt zum eigentlichen Helden der Wiener Stadtverteidigung, ja des Krieges von 1683 überhaupt empor. Glänzend erscheint er als Führer jedesmal in der Stunde der Gefahr, ob er sich nun gleich zu Beginn der Beschießung der Stadt bei der Inspizierung eines Frontabschnitts eine Verwundung am Kopfe oder eine solche am Arm zuzieht und sich in einer Sänfte auf die Wälle tragen läßt, um seine regelmäßig Tag und Nacht durchgeführten Runden nicht unterbrechen zu müssen. Mit eiserner Willenskraft überwindet er ein ruhrartiges Übel, das ihn wie so viele andere überfällt, und stellt sich dann wieder als erstes Vorbild für seine Offiziere und Soldaten mit ein paar anspornenden Worten selbst in die Bresche.
…mit diesen Worten berichtet der Geschichtsforscher Reinhold Lorenz über einen Mann, der 1683 die deutsche Kaiserstadt Wien gegen eine gewaltige türkische Übermacht behauptet und damit ganz Mitteleuropa vor dem Schicksal bewahrt hat, zur Kolonie des Osmanischen Weltreiches abzusinken: Ernst Rüdiger Graf von Starhemberg.
Er wird am 12. Januar 1638 in Graz geboren; sein Vater wirkt als kaiserlicher Geheimer Rat und Direktor des Deputiertenrates. Ein Starhemberg war schon 1529 an der Verteidigung Wiens gegen den ersten Türkenansturm tapfer beteiligt. Der junge Ernst Rüdiger wird Kriegsmann, nimmt an Feldzügen gegen die Franzosen teil und ficht 1663 unter dem großen Feldherrn Montecuccoli bei St. Gotthard an der Raab erstmals gegen die Türken. Das Deutsche Reich ist einem Mehrfrontenkrieg ausgesetzt: In den Westen bricht Frankreich ein, im Norden will Schweden Beute machen, und im Südosten steht sprungbereit der Osmane.
Im Jahre 1680 wird Starhemberg Kommandant der Stadt Wien. Mit genialem Organisationsgeschick und voller Tatendurst baut er die Kaiserstadt zur größten Festung des Deutschen Reiches aus. 1682 erfolgt seine Ernennung zum Feldmarschall.
Nun nahen die Heere des Padischah, Angst und Schrecken verbreitend. Sie haben es auf Wien, den »Goldenen Apfel« des Deutschen Reiches, abgesehen, um dann weiter ins deutsche Herz zu stoßen. Ein »christlich neu Lid wider den Türken« aus dem 17. Jahrhundert:
»HerrGott laß dich’s erbarmen /DieNot ist vor der Tür, /Erhör in Gnad uns Armen / Der Türk macht sich herfür. / Der Türk allein tut schänden / Dein Ehr und Herrlichkeit; / mit Gewalt will er abwenden / Dein arme Christenheit. / Der Türk kann nicht satt werden / Der armen Christen Blut / Solang er lebt auf Erden, / Tracht er nach Leib und Gut.«
Als der türkische Feldherr Kara Mustafa die Belagerung Wiens befiehlt, haben die feinen Damen und Herren der Hofgesellschaft und die reichen Bürger die Stadt bereits fluchtartig verlassen. Zurück bleiben vielleicht 60 000 bis 70 000 überwiegend arme Leute, die nun über zwei Monate die furchtbarsten Martern heldenmütig durchstehen.
Starhemberg verfügt über 16 000 reguläre Soldaten, 2000 Mann der Stadtgarde und 1815 Mann Bürgerkorps. Gesellen und Lehrburschen haben sich gerüstet, jedes Gewerbe bildet Kompanien, auch die Jugend der Universität kämpft mit. Belagerer Kara Mustafa läßt rings um Wien 25 000 Zelte für seine über 100 000 Mann aufstellen. In der Dunkelheit rötet sich der Himmel vom Feuerschein der gebrandschatzten Dörfer der weiteren Umgebung. Am 15. Juli 1683 beginnt die Beschießung der Stadt. Die Verwüstungen sind furchtbar, auch Burg und Dom werden arg zugerichtet. Krankheiten wüten, der tapfere Bürgermeister Liebenberg erliegt der Ruhr. Mehrfach müssen Türkenstürme abgewehrt werden. Immer wieder schlägt Starhemberg mit Stoßtruppunternehmungen zurück. Vor allem erweist er sich als Meister der psychologischen Kriegsführung, der den Feind verunsichert, den eigenen Leuten aber selbst in schier ausweglos erscheinender Lage neuen Mut einflößt.
Als endlich, am 12. September 1683, das Entsatzheer unter Karl von Lothringen naht und die Türken - ausgehend vom Kahlenberg - vernichtend schlägt, haben die Verteidiger Wiens fast 7000 Mann verloren.
Starhemberg wirft sich weiter in den Kampf gegen die Osmanen, wird 1686 schwer verwundet, 1691 Präsident des Hofkriegsrates und setzt sich in weiser Voraussicht für den Prinzen Eugen als Oberbefehlshaber im weiteren Kampf gegen die Türken ein. Er verstirbt am 4. Januar 1701 in Wien. Ein Chronist:
»Verstand und Kraft, unbiegsame Standhaftigkeit und soldatische Strenge waren die Hauptzüge in seinem Charakter.« |
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