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HERMANN NIEHOFF |
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(1897 -1980)
Wehrmachtsbericht, 15. März 1945: »Die Festung Breslau wird in verbissenen Häuserkämpfen gegen den von Norden und Süden andrängenden Feind erfolgreich verteidigt.« Wehrmachtsbericht, 2. April 1945: »Die Besatzung von Breslau schlug starke, von Panzern und Schlachtfliegern unterstützte Angriffe ab.« Wehrmachtsbericht, 11. April 1945: »Die Verteidiger von Breslau wehrten starke Angriffe gegen die Süd- und Westfront der Festung ab. Einbrüche am Friedhof St. Bernhardin und westlich des Manfred-von-Richt-hofen-Platzes wurden abgeriegelt.« Wehrmachtsbericht, 1. Mai 1945: »Die heldenhaften Verteidiger von Breslau schlugen wiederum alle Angriffe der Bolschewi-sten ab.« Letzter Wehrmachtsbericht: »Die Verteidiger von Breslau, die über zwei Monate lang den Angriffen der Sowjets standhielten, erlagen in letzter Stunde der feindlichen Übermacht.«
Schlesiens Hauptstadt hat von Mitte Februar 1945, als sich der Einkreisungsring schloß, bis in die letzten Kriegstage hinein einer zehn- bis zwanzigfachen sowjetischen Übermacht verbissen standgehalten. Kein sinnloser Kampf: Weil starke Sowjetkräfte gebunden werden, können sich Hunderttausende Ostflüchtlinge retten. Breslaus Ausharren trägt auch dazu bei, daß Stalin nicht bis zum Rhein oder gar bis zum Atlantik durchstoßen kann. Der Name des Kommandanten der Festung ist zum Symbol des dramatischen Widerstandskampfes Breslaus geworden: Niehoff.
Hermann Niehoff, geboren am 3. April 1897 in Papenburg, heute Niedersachsen, zeichnet sich im Ersten Weltkrieg als tapferer Soldat und 1920 im Kampf gegen die Rote Armee im Ruhrgebiet als todesmutiger Freikorpskämpfer (Freikorps Wesel) aus.
Im Zweiten Weltkrieg führt er erst die 256., dann die 371. Infanteriedivision, mit der er ab Anfang 1944 an der Ostfront kämpft. Er erwirbt sich hohe deutsche Tapferkeitsauszeichnungen wie das Deutsche Kreuz in Gold, das Ritterkreuz, das Eichenlaub. Die am 17. Februar 1945 von russischen Truppen eingeschlossene schlesische Hauptstadt wird zunächst unter dem Kommando des untadeligen Generals von Ahlfen verteidigt. In Breslau befinden sich zu diesem Zeitpunkt rund 40 000 Soldaten und vielleicht 170 000 Zivilisten. Zum neuen Festungskommandanten ernannt, fliegt Niehoff am 5. März mit einer Ju 52 in die brennende Stadt ein.
Verzweifelt wehren sich die Breslauer unter seiner Führung. Granatwerfer, Flammenwerfer, Minen, Bomben, Granaten, unterirdische Sprengladungen spielen ihr höllisches Spiel. Straßenzug um Straßenzug sinkt in Schutt und Asche. Von Stockwerk zu Stockwerk, von Haus zu Haus wird gekämpft. So frißt sich der Kampf langsam aber sicher in die Stadt hinein.
Der Ostermontag steigt als Inferno herauf. Ein Trommelfeuer von unvorstellbarer Stärke geht über die unglückliche Stadt hernieder. Bald wütet ein Flammenmeer fantastischen Ausmaßes. Während an den Rändern der Stadt die Maschinengewehre der Verteidiger tacken, kämpft die Bevölkerung um ihr Leben. Durch Feuermauern müssen die gejagten Menschen brechen, durch Rauchwände dringen, unter einstürzenden Mauern dahinhetzen. Erst am Abend erstickt das Feuer aus Mangel an Fraß. Doch auch das zweite gigantische Inferno am 8. April bricht den Widerstandswillen Breslaus nicht. Hätte Stalin doch nur auf die Besonnenen in seiner Umgebung gehört, die gegen Bestialitäten von Rotarmisten einschreiten wollten! So aber weiß jeder Verteidiger, was zu erwarten ist, wenn von Monstern wie Ehrenburg aufgehetzte Sowjets obsiegen. Dieses Wissen, die Hoffnung auf Entsatz und der Glaube, die Sache für ganz Deutschland, ja das Abendland auszufechten, hält die Verteidiger aufrecht.
Am 6. Mai 1945 muß General der Infanterie Niehoff, stets todesmutig und Ende April mit den Schwertern ausgezeichnet, die Kapitulation unterzeichnen. Er tut dies unter der Bedingung, daß seine Kampfgefährten ritterlich behandelt werden und der Zivilbevölkerung kein Leid geschieht. Ehrenburgs Banditen jedoch fallen gleich nach der Kapitulation wie Scheusale über Frauen und Kinder her.
Obwohl auch Sowjetmarschall Schukow dem Festungskommandanten bescheinigt hat, daß er ein tapferer Mann gewesen sei (»Ich muß ihn bewundern, er bekommt ein Ehrenblatt in der Kriegsgeschichte«), wird Niehoff zunächst zum Tode, dann zu 25 Jahren Gulag verurteilt. Nach 10 1/2 Jahren Gefangenschaft kehrt er Ende 1955 nach Deutschland zurück.
Der unvergleichliche Soldat wird am 5. November 1980 im bayerischen Riegsee zur Großen Armee abberufen. |
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