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LEONHARD EULER

 
     
  LEONHARD EULER und die Mathematik des 18.Jahrhunderts. Lebensdaten: 1707 - 1783. Das Werk Leonhard Eulers baut auf der Newtonischen Physik auf und steht für den Erfolg der Mathematik als Analysewerkzeug. Zu den Beschäftigungsgebieten Eulers gehörten die Astronomie, Oberflächengeometrie, Optik, Elektrizität und Magnetismus, Ballistik und Hydrostatik. Die Gesetze Newtons, die Differentialgleichung, Trigonometrie und Algebra brachte er in eine erkennbar moderne Form. Er gehörte zu den produktivsten Mathematikern der Geschichte und schrieb mehr als achthundertfünfzig Aufsätze und Bücher, selbst dann noch, als er im Alter erblindete Noch fünfzig Jahre nach seinem Tod veröffentlichte die Petersburger Akademie Artikel von ihm. Liest man heute seine damals populären Briefe an eine deutsche Prinzessin, findet man darin einen klaren Aufbau, modellhafte Logik und eine bürgerliche Moral. »Dies ist wirklich die beste aller Welten«, schrieb Euler, »da alles, was darin vorkommt, unser ewiges Seelenheil befördert.« Leonhard Euler wurde am 15. April 1707 in Basel als Sohn von Margarete Brucker und Paul Euler geboren, einem kalvinistischen Pastor, der mit Jacob Bernoulli Mathematik studiert hatte. Paul Euler wußte das mathematische Talent seines Sohnes zu schätzen, dennoch schien er für ihn zunächst die theologische Laufbahn vorgesehen zu haben. Leonhards Fähigkeiten machten sich bald bemerkbar; noch als Kind dernte er Algebra, im Alter von vierzehn Jahren, 1720, trat er in die Universität von Basel ein und studierte Medizin, Theologie und die Humanitas. 1723 wurde er Magister der Philosophie. Auch während des Theologiestudiums verwendete er den Großteil seiner Zeit auf die Mathematik und beschäftigte sich bald fast ausschließlich mit ihr. Eulers Familie pflegte mit den Bernoullis freundschaftlichen Umgang, und Leonhard freundete sich mit den Söhnen von Jean Bernoulli, Daniel und Nicolas, an. Nachdem beide Brüder auf Einladung der Zarin Katharina I. akademische Stellungen in Rußland angetreten hatten, luden sie 1727 Euler nach Rußland ein, um der Akademie der Wissenschaften beizutreten. Nach Katharinas Tod (1727) war Eulers Situation in Rußland zunächst unklar, 1730 wurde er jedoch zum Professor für Physik ernannt, drei Jahre später auch zum Professor für Mathematik. Euler hatte in den folgenden Jahren Anteil an den russischen Maß- und Gewichtsreformen, leitete die Geographieabteilung und schrieb sogar Mathematiklehrbücher für die russischen Schulen. Durch die Veröffentlichung von Isaac Newtons Principia Mathematica (1687) erfuhren die Möglichkeiten der Mathematik eine enorme Ausweitung. Ab etwa 1730 revidierte Euler, teils in Zusammenarbeit mit Bernoulli, Newtons Sprache und Notationen und entwickelte einige der bekannten algebraischen Zeichen sowie Theoreme der Trigonometrie und Geometrie. Seine 1736 erschienene Abhandlung Mechanica zeugte von der Blüte der Newtonischen Physik und wies der Mechanik eine Universalität zu, die sik bis dahin eher theoretisch denn praktisch gehabt hatte. 1741 verließ Euler Rußland, wurde an der Berliner Akademie der Wissenschaften Professor für Mathematik und nahm seinen Platz am Hof des neuen preußischen Königs Friedrich II. ein. Hier wurde Euler berühmt und wohlhabend, besaß ein Haus in Berlin und einen Gutshof vor der Stadt. 1744 veröffentlichte er seine Abhandlung über die Variationsrechnung, 1748 die Introductio in analysin infinitorum, eine Einführung in die reine Mathematik, in der er die Algebra, Gleichungstheorien und Trigonometrie abhandelte und eine Untersuchung zur analytischen Geometrie lieferte. Daneben veröffentlichte er die ersten beiden vollständigen Abhandlungen über die Differentialrechnung: Institutiones calculi differentialis (1755) und Institutiones calculi integralis (1768). Seine Berliner Zeit war überaus fruchtbar, zweihundertfünfundsiebzig Veröffentlichungen lassen sich in diese Periode datieren. Obwohl sich Friedrich II. bei Ingenieurs- und Finanzproblemen Eulers praktischen Sachverstand gern zunutze machte, hatte Euler am Hof einen schweren Stand. Friedrich verstand wenig bis nichts von Mathematik, so daß sich die Beziehung zwischen den beiden ständig verschlechterte. Eulers Briefe an eine deutsche Prinzessin, naturphilosophische Lektionen für die Prinzessin von Anhalt-Dessau, waren ein großer Erfolg und wurden nicht nur übersetzt, sondern erlebten im 19. Jahrhundert mehrere Neuauflagen. 1766 nahm Euler das Angebot der Zarin Katharina der Großen an, die vier Jahre zuvor den Thron bestiegen hatte, und kehrte nach Rußland zurück. Dort setzte er seine Arbeit fort, obwohl sich sein Augenlicht verschlechterte. Seine Söhne halfen ihm, die langen Gleichungen niederzuschreiben, die er im Kopf behielt. Auch andere Widrigkeiten konnten ihn nicht von der Arbeit abhalten. Sein Haus brannte ab, doch wurden seine Manuskripte gerettet, und obwohl erste Versuche, das Augenlicht wiederherzustellen, erfolgreich verliefen, erblindete er schließlich ganz. Euler starb am 18. September 1783 an einem Schlaganfall, nach einem Tag, den er mit der Berechnung der Umlaufbahn des (kurz zuvor von WILLIAM HERSCHEL entdeckten) Planeten Uranus verbracht hatte. Seine letzten Worte, während er mit einem seiner Enkelkinder spielte, lauteten: »Ich sterbe.« Als strenger Kalvinist las Euler jeden Abend seiner großen Familie ein Kapitel aus der Bibel vor. In seinem Gebaren bürgerlich, kümmerte er sich nicht um die »subversiven« Gedanken der Aufklärer wie Voltaire. 1833 schrieb Sir David Brewster über ihn: »In all seinen Gewohnheiten war er nüchtern und maßvoll, sein Temperament war freundlich und lebhaft. Bewundernswürdig waren seine Moral und sein religiöses Wesen.«  
 

 

 

 
 
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