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Linné (Linnaeus), Carl von

 
     
  schwedischer Mediziner, Botaniker und Naturforscher, geboren 23.5.1707 RÅshult (Småland), verstorben 10.1.1778 Uppsala; studierte zunächst Medizin in Lund, wandte sich aber bald der Botanik zu; bereiste 1732 Lappland, lehrte in Falun Mineralogie, unternahm weitere Reisen nach Holland (1735, dort Promotion in Medizin), England (1736) und Paris (1738); praktizierte anschließend in Stockholm als Arzt, war Mitbegründer und ab 1739 erster Präsident der schwedischen Akademie der Wissenschaften; ab 1741 Professor der Medizin, 1742 auch Professor der Botanik in Uppsala und Direktor des Botanischen Gartens, den er ausbauen, nach seiner Systematik umgestalten ließ und dem er ein naturhistorisches Museum angliederte. Linné war der bedeutendste Systematiker seiner Zeit, der die biologische Systematik grundlegend reformierte; seine wichtigsten Leistungen sind der Entwurf einer hierarchischen Gliederung des Organismenreiches in Form eines enkaptischen (einschließenden) Systems und die Einführung der übersichtlichen binären oder binominalen Nomenklatur, die jede biologische Art mit einem zweiteiligen lateinischen Namen benennt, der aus dem Gattungsnamen (Substantiv) und einem artspezifischen Zusatz (meist ein Adjektiv) besteht. Beim Entwurf der neuen Systematik, die er in dem erstmals 1735 erschienenenWerk »Systema naturae« veröffentlichte, wurde er von Arbeiten von J. Ray (der bereits Doppelbezeichnungen für Gattungen und Arten eingeführt hatte) und von J.P. de Tournefort beeinflußt: er zog zur Identifikation der Pflanzen vier Merkmale heran: Zahl, Gestalt, Proportion und Lage von Staubblättern und Fruchtblättern (von ihm als »Sexualsystem« bezeichnet) und verwendete in seinem System nur vier Taxa: Art, Gattung, Ordnung und Klasse – jeweils für das Pflanzen- und das Tierreich (in der modernen Taxonomie werden weitere Taxa, z.B. Familie, Unterklasse, unterschieden; die vollständige taxonomische Reihe wird auch als Linnaeische Hierarchie bezeichnet). Für Linné war die Gattung die natürliche Grundlage seines Systems, weil er sie anhand von 26 natürlichen Kennzeichen unterschied, mit denen der Schöpfer die Pflanzen ausgestattet haben sollte; die Anzahl der Kennzeichen entspricht der Anzahl der Buchstaben im Alphabet (Linné war ein Zahlenmystiker); die Gattung war für ihn die von Gott geschaffene Einheit, die der Forscher erkennen kann; zu jeder Gattung gehörte eine Gruppe von Arten, deren Fortpflanzungsorgane strukturell übereinstimmten; höhere Taxa dagegen sah er als künstlich an, weil ihre Festlegung nach willkürlichen Regeln erfolgte. In dem 1753 erschienenen Werk »Species plantarum« wandte Linné erstmals durchgehend die von ihm erdachte binäre Artbenennung mit lateinischen Namen an; sie ersetzte die bis dahin üblichen, umständlichen Artbeschreibungen aus mehreren Begriffen. Ab der 10. Auflage der »Systema naturae« (1758) wurde dies das allgemein anerkannte Verfahren zur Benennung von Arten; es ist bis heute Standard in der gesamten Biologie. Seine (künstliche) Klassifikation des Pflanzenreichs umfaßte 24 Klassen; davon umfaßten die ersten 23 die Blütenpflanzen, während er in der letzten Klasse (»Cryptogamia«) Farne, Moose, Algen, Pilze und auch die damals noch nicht als Tiere erkannten Schwämme und Korallen zusammenfaßte. In späteren Jahren versuchte er, anhand von Ähnlichkeiten ein natürliches System der Botanik zu entwerfen, das die tatsächlichen Verwandtschafts- und Abstammungsverhältnisse widerspiegelt. In der zoologischen Systematik gab er das aristotelische Ordnungsprinzip nach Lebensräumen auf und hielt sich an Merkmale der Anatomie und der Physiologie. In der 12. Auflage der »Systema naturae« (1766) ordnete Linné erstmals den Menschen in das Tierreich ein; er benannte ihn als »Homo sapiens« und stellte ihn mit dem Schimpansen und dem Orang- Utan in die von ihm benannte Ordnung »Herrentiere« (Primates). Für Mineralien schuf er ebenfalls ein übersichtliches System. – Auf Linné geht auch die Idee der »Blumenuhr« (Zusammenstellung von Pflanzen, die ihre Blüten zu verschiedenen Tageszeiten öffnen und schließen) zurück; außerdem kehrte er die von A. Celsius geschaffene Celsius-Skala zu der heute üblichen Form um (Celsius hatte den Siedepunkt des Wassers als Nullpunkt gewählt und den Gefrierpunkt mit 100 °C bezeichnet). Nach ihm sind die Gattung Moosglöckchen (Linnaea) und das Mineral Kobaltkies (Linneit) benannt.

Werke (Auswahl): »Systema naturae« (1735; 12. Auflage, 1766–68), »Bibliotheca botanica« (1736), »Fundamenta botanica« (1736), »Flora Lapponica« (1737), »Genera plantarum« (1737), »Flora Suecica« (1745), »Fauna Suecica« (1746), »Philosophia botanica, in qua explicantur fundamenta botanica« (1751), »Species plantarum« (2 Bände, 1753).
 
 

 

 

 
 
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