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OSWALD BOELCKE

 
     
  (1891 -1916)

Am Grab des Hiegers steht die graue Menge / des Volks in Eisen, das die Welt besiegt. / Still liegt er, der im blitzenden Gestänge / des Flugzeugs sich in Schlachtenluft gewiegt. Da-! aller Stirnen, aller Augen heben / sich jäh, als schräken sie aus dumpfem Traum; / mit dunklem Brausen, in gelass’nem Schweben / hebt sich ein Flugzeug in den blauen Raum! Von seines Motors Kraft emporgetragen, / die schulternd seinen schlanken Leib durchbebt, / fährt er wie auf Elias’ Feuerwagen, / der brausend sich im Schwung zum Himmel hebt! Hell knatternd den Salut der Himmelskrieger, / schießt das Gewehr, am schwanken Sitz verwahrt. / Erschaure, Volk! Es hält dein toter Flieger, / mit Feuerzungen redend, Himmelfahrt!

Aus dem Gedicht »Fliegerbegräbnis«, verfaßt von Walter Flex auf den Tod des V I Hauptmanns Oswald Boelcke. Der Dichter besingt einen der tapfersten, todesmutigsten Soldaten deutscher Geschichte. Zu Ehren des Gefallenen werfen die Engländer 1916 über den deutschen Linien einen Kranz ab. Er trägt die Widmung: »Dem Andenken an Hauptmann Boelcke, unseren tapferen und ritterlichen Gegner, vom Englischen Königlichen Fliegerkorps.«

Oswald Boelcke wird am 19. Mai 1891 zu Giebichenstein bei Halle geboren. Dort wirkt sein Vater als Oberlehrer. Nach der Schulzeit tritt er als Fahnenjunker in das Telegraphen-Bataillon Nr. 3, Koblenz, ein. Im Jahn- des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges erfolgt Boelckes Ausbildung zum Flieger.

Das Deutsche Reich geht schwach gerüstet ins gewaltige Völkerringen. Vor allem zur See ist es nur gering gewappnet. Und auch in der Luft muß man gegen einen materiell weit überlegenen Feind fechten. Deutschlands Kriegsgegner beherrschen die halbe Erde, kontrollieren drei Viertel aller Bodenschätze. Wenn es trotzdem gelingt, dieser gigantischen Koalition mehr als vier Jahre standzuhalten, so ist es das Verdienst des deutschen Soldaten, der sagenhafte Leistungen vollbringt. Für ihn steht symbolisch Boelckes Name.

Zunächst unternimmt Oswald Boelcke Aufklärungsflüge, um dann gemeinsam mit einem anderen berühmten Ritter der Lüfte, Max Immelmann, die neuen Fokker-Ein-sitzer in den Kampf zu steuern. Am 17. Oktober 1915 wird Boelcke zum ersten Male im Heeresbericht erwähnt: Ihm ist die Vernichtung von fünf feindlichen Flugzeugen über der Champagne gelungen. Neben Immelmann ist er der erste Kampfflieger, der mit dem höchsten preußischen Tapferkeitsorden ausgezeichnet wird: Nun ist er Ritter des Ordens pour le merite, Kriegsklasse.

Boelcke, der jüngste Hauptmann unter reichsdeutscher Fahne und selbst eigentlich Einzelflieger, fügt mehrere Jäger zur Staffel zusammen. Auf diese Weise schafft er eine revolutionär neue Form des Luftkampfes. Sein Schüler Richthofen führt die Taktik nach dem Tode des Meisters weiter.

Nur achtundvierzig Stunden nach seinem 40. Luftsieg, am 28. Oktober des Kriegsjahres 1916 - es ist ein trüber Herbsttag -, stürzt Hauptmann Oswald Boelcke an der Westfront bei Bapaume tödlich ab. Tragischerweise infolge Beschädigung seines Fokkers durch das Flugzeug seines Lieblingskameraden Böhme beim gemeinsamen Angriff auf den Feind. Bei der ergreifenden Trauerfeier in der Kathedrale von Cambrai - zugegen sind unter anderen Kronprinz Rupprecht von Bayern, Oswalds Eltern und die Geschwister - preist Divisionspfarrer Seiter die Leistungen des Verewigten: Nie habe er gezögert, sein Leben für das Vaterland in Not einzusetzen; kein Feind könne sich rühmen, ihn besiegt zu haben. Zwei Tage darauf findet die Beisetzung der sterblichen Hülle Boelckes auf dem Ehrenfriedhof zu Dessau statt. Das deutsche Volk trauert um einen seiner Besten.

Vom hehren Charakter und der imposanten Erscheinung dieses Ritters der Lüfte künden zahlreiche Zeitgenossen. Feldmarschall von Mackensen sagt uns:

»Niemals habe ich in leuchtendere, schönere blaue Augen gesehen. Das war der offene Blick eines unerschrockenen Mannes, eines Helden, der mir begegnete.«
 
 

 

 

 
 
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