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HANS-JOACHIM MARSEILLE

 
     
  (1919 -1942)

Abgesehen von seinen natürli chen Gaben besaß Marseille auch die eiserne Energie, wieder und wieder die Probleme des Luftkampfes zu studieren und neue taktische Möglichkeiten zu finden. Seine Siege sind allgemein bekannt, weniger bekannt ist aber das Faszinierende, das im Luftkampf von diesem Jagdflieger ausging. Erfolgreiche alte Jagdflieger erklärten, daß sie selbst ihre Luftkämpfe unterbrachen, weil sie gebannt den blitzschnell aufeinander folgenden Abschüssen Marseilles zusehen mußten. Er war nicht nur der strahlende Sieger in 158 Luftkämpfen, sondern auch ein ausgezeichneter Kamerad und Staffelkapitän, dessen große Sorge es war, keinen seiner Staffelkameraden im Luftkampf zu verlieren. Und tatsächlich hatte seine Staffel kaum eigene Verluste.


Worte von Eduard Neumann, einst Kommodore des Jagdgeschwaders, in dem W^* jener Mann diente, der als »Stern von Afrika« unter Arabern und Berbern, alliierten Kriegsgegnern von einst und geschichtsbewußten Deutschen einen legendären Ruf genießt: Hans-Joachim Marseille, der erfolgreichste deutsche Jagdflieger im Kampf gegen den westlichen Feind. Für General Galland ist er »der unerreichte Virtuose unter den Jagdfliegern«.

Geboren am 13. Dezember 1919 in Berlin-Charlottenburg, tritt Marseille als 18jäh-riger in die Dienste der Deutschen Luftwaffe. 1940 wird er Flugzeugführer im Lehrgeschwader 2, um dann zum Jagdgeschwader 52 versetzt zu werden.

Zwar erzielt Marseille schon 1940 am Kanal sieben erste Luftsiege, doch beginnt seine eigentliche große Zeit im April 1941 in Nordafrika. Er wird gleich bei seinem ersten Einsatz über Afrika abgeschossen, entgeht nur knapp dem Tode und muß in der Wüste notlanden. Dann aber lehrt er mit seinem phänomenalen, überragenden räumlichen Sehvermögen, seiner einmaligen Schießkunst, seinem Mut und Draufgängertum den Feind das Fürchten:

Immer wieder gelingt es ihm, zwei, drei oder vier englische Jäger im dramatischen Luftkampf unmittelbar hintereinander abzuschießen. Am 3. Juni 1942 erledigt er, was noch keiner geschafft hat, sechs englische Jäger binnen 11 Minuten. Am 17. Juni bringt er sogar sechs Feindmaschinen in sieben Minuten zur Strecke. Am 1. September 1942 gelingt Marseille eine Leistung, die Freund und Feind kaum fassen können und die bis heute alle Experten in Staunen versetzt: An einem einzigen Tage schießt er 17 englische Flugzeuge ab, davon 8 Feindmaschinen in 10 Minuten. Das ist keinem anderen Jagdflieger an der West- und Afrikafront auch nur annähernd gelungen.

Insgesamt erringt Marseille in 382 Feindflügen 158 Luftsiege, davon 151 in Afrika. Er selber wird mehrfach abgeschossen.

Am 6. Juni 1942 erhält der 22jährige das Eichenlaub, schon zwölf Tage später -nunmehr Kapitän der 3. Staffel des Jagdgeschwaders 27 - die Schwerter und am 3. September 1942, nach der oben beschriebenen sagenhaften Leistung 48 Stunden zuvor, als vierter Soldat der Wehrmacht die Brillanten. Die Italiener verleihen dem bereits als »Stern von Afrika» legendären deutschen Fliegerhelden ihren höchsten Orden, die Medaglia d’Oro. Ab 16. September 1942 ist Marseille der jüngste Hauptmann der Wehrmacht. Einer seiner Kameraden berichtet:

»Ein Rätsel ist uns allen, woher Marseille die physische Kraft in den Luftkämpfen nimmt. Er ist beinahe zart, schlank und sehr leichtgewichtig, und trotzdem fliegt er in den Luftkämpfen immer mit hoher Geschwindigkeit, was in den Kurven eine außerordentlich starke Belastung ist. Im Gegensatz zu den meisten anderen Flugzeugführern ist er leicht im Gefechtstrubel zu erkennen an den weißen Kondensfahnen, die von den Flügelenden abziehen, wenn er mit großer Fahrt in den Kurven fliegt.«

Am 30. September 1942 ereilt Marseille der Fliegertod: Auf der Rückkehr von einem Feindflug hat seine Maschine Motorschaden; über El Alamein muß er aussteigen und schlägt mit dem Fallschirm gegen das Leitwerk.

1975 wird die Kaserne der Bundesluftwaffe in Uetersen nach Hans-Joachim Marseille benannt. Unweit von El Alamein - dort, wo er den Fliegertod fand - erinnert seit 1989 eine Gedenkpyramide in arabischer, italienischer und deutscher Sprache an den Helden: »Hier starb unbesiegt Hauptmann Hans-Joachim Marseille am 30. September 1942.«
 
 

 

 

 
 
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